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Zum Weltumwelt-Tag 2018

Grad hab ich noch die Zahlen-Schilder für heute Abend gezeichnet. 15.617 steht da.
Fünfzehntausend Sechshundert und Siebzehn Menschen haben unterschrieben, dass der Bund seine
Pensions-Rückstellungen überprüfen und aus fossilen Energien und Atomkraft abziehen soll.
Es geht um etwa 542 Millionen Euro.
Ein Brief an Bundesfinanzminister Olaf Scholz ist seit zwei Tagen unterwegs. 
Heute wird bekannt, dass die Bundesregierung nun wohl doch endlich am kommenden Mittwoch, also morgen, in der Kabinettssitzung die endgültige Zusammensetzung der "Kohle-Kommission" beschließen wird, damit deren Arbeit endlich losgehen kann. 
Viele Menschen sind skeptisch, denn die Zusammensetzung der Kommission deutet nicht auf mutige Entscheidungen hin. Vier (!) Vorsitzende. Und man streitet sich schon von Anfang an über die eigentliche Aufgabe der Kommission.

All das nehme ich wahr. Auch, dass Deutschland den heißesten April seit 130 Jahren und ebenfalls den heißesten Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter sich hat. Es gab Starkregen, Gewitter, Hagel - wie es eigentlich im Hochsommer, im Juli und August vorkommt schon im Mai. Das Klima ändert sich in einem dramatischen Tempo.
"Wir kommen mit dem Tempo nicht hinterher" klagt der UN-Generalsekretär und verlangt von den Staaten deutlich größere Anstrengungen zum Klimaschutz, denn ihm ist sehr wohl klar, was fehlender Klimaschutz für Konsequenzen haben wird: Wasser-Konflikte; zunehmend auch militärisch ausgetragene Konflikte um die immer knapper werdenden Ressourcen; starke Migration (Professor Schellnhuber vom PIK Potsdam spricht von einer "Völkerwanderung biblischen Ausmaßes" noch in diesem Jahrhundert, von dem ja schon knapp 20 Jahre vergangen sind.

An diesem Welt-Umwelt-Tag 2018 werde ich mich mit jungen Aktivisten von Fossil Free Berlin und ihrem internationalen Netzwerk treffen, um ihnen "Rückenwind" zu geben.
Wir vom Netzwerk "Fuer-unsere-Enkel.org" verstehen unsere Aufgabe nämlich auch darin, den jungen Leuten, die sich engagieren, den Rücken zu stärken und sie zu unterstützen.
Deshalb treffen wir uns heute vor dem Bundeskanzleramt. Ich, der pensionierte Berufspolitiker, der sich noch klarer als in den Vorjahren für die größte Aufgabe dieses Jahrhunderts, Klimaschutz, engagiert und ein internationales Netzwerk von aktiven jungen Senioren aufbaut - und die jungen Aktivisten, die klare Ziele verfolgen und sehr konsequent an ihrer Erreichung arbeiten. Alt und jung gemeinsam. 

Wir sehen, was alles nicht geschieht. Wir sehen, was eigentlich geschehen müsste. Wir sehen, wie dramatisch der Wandel des Klimas vonstatten geht, weil wir mit den besten Wissenschaftlern weltweit gut verknüpft sind und ihre Forschungsergebnisse kennen. Wir sehen, wie ratlos viele Politiker vor dem Riesenthema "Klimawandel" verharren und nicht mehr weiter wissen. Sie sagen ihr Sprüchlein auf, das sie seit den siebziger Jahren aufsagen - aber sie handeln nicht klar, mutig, konsequent.

Wir sehen das alles - aber wir klagen nicht. Sondern wir machen ruhig und konsequent unsere Arbeit, verfolgen unser Anliegen weiter. Schritt für Schritt, Kampagne für Kampagne, Brief um Brief, blogeintrag um blogeintrag. Nein, wir lassen uns nicht irritieren von den Nörglern, Leugnern, denen, die alles lächerlich machen und sonst keine Einfälle mehr haben.
Nein, wir lassen uns nicht entmutigen, sondern gehen unseren Weg weiter.
Denn: wir arbeiten nicht für uns. Wir arbeiten für die, die nach uns kommen. 
Und immer mehr Menschen kommen zu uns und machen mit. 15.617. Eine schöne Zahl. 

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